Wir schrieben den 26. April 2014. Im Brennerhof in Immendingen trafen sich wie angekündigt die Jungs mit Philipp, Alex, Alex und Thorsten bei frühlingshaftem Wetter um sich dem Eyeing, Nosing und Tasting verschiederner Whiskys hinzugeben.
Alle Beteiligten waren diesmal besonders gespannt, da wir uns entschlossen hatten, das Lineup mal untypisch zu gestalten und auch ein Test der neuen Vinum Tasting Gläser aus dem Hause Riedel auf dem Programm stand.
So saßen unsere Verkoster dann im sonnigen Biergarten des Brennerhof und genossen die angenehmen Temperaturen. Nachdem einige Teilnehmer den kulinarischen Genüssen des Brennerhof zugesprochen hatten um eine solide Grundlage für das Tasting zu schaffen, wurde das Lineup festgelegt.
Das Lineup
Wir hatten uns, wie erwähnt, entschlossen das Tasting mal ganz anders zu gestalten und durchaus auch rauchige und torifge Kandidaten ziemlich vorne zu platzieren, was sicher bei dem einen oder anderen für Irritationen sorgen kann. Ein Entschluss, den wir, das darf hier schon erwähnt werden, nicht bereut haben. Unsere Benotung erfolgt wie üblich nach Schulnoten (1 – 6).
Kandidat 1: Jura Diurachs’ Own
Erstmalig verkosteten wir im Rahmen eines offiziellen Tasteup einen Whisky von der Insel Jura, die im Nordosten von Islay liegt. Der 16 Jahre alte Whisky hat 40Vol% und wurde beim Eyeing als honigfarben eingestuft.
In der Nase bietet er eine Mischung aus Strohblumen, Karamell- und Honigaromen, denen eine gewisse metallische Komponente beiwohnt, die wir bereits bei einer Vorverkostung im kleinen Kreis feststellen konnten.
Geschmacklich dominiert Eiche, um genau zu sein “Eiche²”, gepaart mit eine gewissen Adstringenz. Das Produkt ist richtig uncremig, entfaltet eine kurze Süße, die von einer nachhaltigen Pfeffrigkeit abgelöst wird. Auch hier stellten wir eine metallische Komponente fest. Es muss erwähnt werden, dass sich hier eine durchaus kontorverse Diskussion unter den Verkostern entwickelte.
Der Abgang wird am besten mit unspektakulär beschrieben.
Fazit: Solide aber langweilig. Uns störte der metallische Beigeschmack. Von der Nutzung von Wasser raten wir ab.
Unsere Benotung: 4, 3, 4, 4, 3, 4, 3 = 3,6
Kandidat 2: Ardbeg TEN
Dieser Whisky ist sozusagen ein Klassiker der Insel Islay. Er hat 46Vol% und präsentiert sich strohgelb.
Geruchlich kann er seine Herkunft nicht verbergen. Torf und Rauch vom Feinsten paaren sich mit Seeluft. Trotz der salzigen Frische entfalten sich süße, blumige Aromen, was zu einem vielschichtigen Geruchserlebnis führt.
Im Mund hält dieser Whisky alles, was er in der Nase verspricht: Salzige Seeluft, karamellige Süße und ein Hauch von Bootshaus.
Im Abgang ist er rauchig, anhaltend und karamallig.
Mit ein wenig Wasser genossen, was wir durchaus empfehlen, wird der TEN noch maritimer, salziger und komplexer, verliert aber an Rauchigkeit.
Fazit: Eine tolle Melange mit Islay-Attitüde, die das Produkt zu einem richtig guten Scotch macht.
Unsere Benotung: 3, 2, 2, 3, 3, 2, 2 = 2,5
Kandidat 3: Glenlossie (Connoisseurs Choice)
Ein 18jähriger Speyside des Abfüllers Gordon & MacPhail mit 46Vol%, der bernsteinfarben ins Glas läuft.
Beim Nosing dominieren fruchtige Aromen (Birne) und Sherry das Geschehen. Dabei ist das Produkt leicht nussig und unaufdringlich.
Auf der Zunge verbreitet dieser Whisky eine leicht Bitterkeit, die angenehm mit Zitrus, Karamell und ein wenig Pfeffer einhergeht.
Der Abgang ist lang und nachhaltig.
Den Einsatz von Wasser unterlässt man besser. Das Produkt wirkt dann sehr eichenlastig, verliert deutlich beim Nosing und es reduziert die Bandbreite im Abgang.
Fazit: Ein recht süßer Allrounder, mit dem man eigentlich nichts verkehrt machen kann. Nebenbei, dieser Whisky ist auch unser Preis-Leistung Tipp!
Unsere Bewertung: 2, 2, 2, 2, 2, 2, 2 = 2
Kandidat 4: Big Peat
Vorfreudige Erregung machte sich bei dem nächsten Whisky breit, da einige der Teilnehmer durchaus einen Faible für richtig “böse” Whiskys haben und dieser wirbt für sich mit 40 ppm (“A big feisty 40 ppm”)
Der Big Peat ist ein Islay Blend (Ardbeg, Caol Ila, Bowmore, Port Ellen) mit 46Vol%, der farblich auffällt, da er fast so hell wie Weißwein ist.
Beim Nosing ist er peaty, ein wenig fruchtig und steht zu seinen 46Vol%. Ein echter Nasenschmeichler, wie unsere Tester meinten.
Geschmacklich durchaus kräftiger Rauch und auch adstringent. Wobei die einhellige Meinung war, dass man noch nie “so sanfte 40 ppm” getrunken hat.
Der Abgang ist überraschend kurz und geht mit ein wenig Karamell und Eiche daher.
In Verbindung mit Wasser verliert er in allen Qualitäten und wird im Abgang deutlich schärfer.
Fazit: Der Name weckt falsche Erwartung. Wir sind enttäuscht.
Aber die Flasche und die Verpackung fallen aus dem gewöhnlichen Rahmen und dieses Produkt stellt den Designtipp unserer Verkoster dar.
Unsere Bewertung: 4, 4, 4, 4, 3, 4, 4 = 3,9
Kandidat 5: BenRiach Dark Rum Wood Finish
Ein 15 Jahre alter, ziemlich heller Speyside (dunkler Weißwein) der mit 46Vol% auftritt.
Es dominiert beim Nosing eine fruchtige Süße, die mit sanften Rumaromen einhergeht. Dennoch nimmt man die Schärfe der 46Vol% eindeutig wahr.
Am Gaumen entwickelt sich eine schöne Adstringenz, der Rum tritt kraftvoll in Erscheinung und Anklänge von Salz und Pfeffer finden sich gepaart mit einem Hauch Eiche.
Im Abgang dominieren Schärfe und Eiche. Ein wenig Pfeffer gesellt sich hinzu. Insgesamt entsteht ein schnapsiger Eindruck im besten Sinne des Wortes.
Fazit: Unser “Diskussionssieger” ist kompromisslos kräftig, erscheint aber zu wenig ausgewogen und blieb hinter den Erwartungen unserer Verkoster zurück.
Unsere Bewertung: 3, 4, 3, 3, 4, 4, 3 = 3,4
Kandidat 6: Talisker Port Ruighe
Auf der Isle of Skye erlebte dieses Produkt sein Finish in Port Casks, was die dunkle Bernsteinfarbe erklärt, die an Cognac erinnert. Das Produkt hat 45,8Vol%, und ist vermutlich nicht länger als 7 Jahre gelagert.
In der Nase wirkt dieser Whisky ein wenig seifig wie Cognac aber auch salzig und scharf. Im Riedel Vinum Tasting Glas entfaltet sich auch Lavendel und die Schärfe bekommt eine metallische Note.
Geschmacklich recht facettenreich mit Salz, Holz, einer schönen Süße, Schokolade und einer angenehmen Schärfe.
Der Abgang gestaltet sich nachhaltig kraftvoll, rund und ölig mit einem Hauch von Rauch.
Einen Versuch mit Wasser ist dieser Whisky allemal wert.
Fazit: Unseren Tester gefiel dieser Talisker besser als z.B. der Zehnjährige oder der Strom aus gleichem Hause.
Unsere Bewertung: 3, 2, 2, 3, 3, 3, 2 = 2,6
Das Riedel Vinum Tasting Glas im Test
Reihum hatten wir die Gelegenheit diverse Whiskys auch in den neuen Gläsern zu verkosten. Unbestritten ist, dass das Dufterlebnis deutlich intensiver ist, als bei den bisher von uns eingesetzten Nosinggläsern. Von daher ist es nicht überraschend, dass wir zukünftig mit diesen neuen arbeiten werden.
Kulinarische Genüsse
Über das leckere Essen, das diese Verkostung bereicherte, sollen hier noch ein paar Worte verloren werden. Klaus und Brigitte vom Brennerhof servierten uns u.a. köstlichen Spargel mit Kartoffeln und Schinken. Ees gab außerdem zarte Steaks mit Spargel, leckere Zwiebelsuppe und auch der Obstkuchen (wahlweise Erdbeere oder Rhabarber) mundete unseren wackeren Verkostern sehr.
An dieser Stelle ein Dank an den Brennerhof, der uns immer wieder beherbergt obwohl wir eigene Getränke mitbringen 😉
Abschlussbewertung
Unangefochtener Sieger ist der Glenlossie (2). Den zweiten Rang belegt der Ardbeg 10 (2,5), ganz dicht gefolgt vom Talisker (2,6).
Mit deutlichem Abstand folgen der BenRiach (3,4) und der Jura (3,6).
Klarer Verlierer ist der Big Peat (3,9), der sozusagen unter falscher Flagge segelte.
Der Zigarillo-Tipp
Den einen oder anderen gelüstet es bei der Verkostung hochwertiger Spirituosen ja auch mal nach einem Rauchopfer. Diesmal wurden die Quintero Puritos getestet. Diese waren angenehm zu rauchen mit einem angenehm fruchtig-würzig Geschmack. Eignen sich hervorragend für den kurzen Rauch nebenbei.