Brenner Hans Gerhard Fink bei der Verkostung in der Davidoff Cigar Lounge

Eine bemerkenswerte Verkostung schwäbischer Whiskys | #whiskySTR

Am 28. November besuchten die Jungs in Begleitung von @ADtiDude, ausgewiesener Whiskyliebhaber, eine besondere Verkostung, die sich den schwäbischen Whiskys widmen sollte. Diese Veranstaltung, der wir gespannt und kritisch entgegen sahen, wurde von Stuttgart Tourismus angeboten und fand in der Davidoff Lounge des Steigenberger Graf Zeppelin in Stuttgart statt.

Unsere vier Tester waren sehr neugierig darauf, verschiedene regionale Whiskys unterschiedlicher Brennereien kennen zu lernen. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt; dazu unten aber mehr.

Kandidat 1: Senft 3y.

Dieser Bodensee-Whisky von Edelbrände-Senft hat 42Vol%, reifte in Weinfässern und ist strohfarben.

Senft 3y.
Senft 3y.

In der Nase imponieren Getreide, leicht florale Aromen und wir nahmen eine sehr blechige und scharfe Nuance wahr.
Im Mund wirkt er holzig, offenbart eine gewisse Schärfe, mit sehr sanften Anklängen von Karamell. Trotzdem bleibt er total unspektakulär.
Der Abgang ist warm, mittellang und kommt erfreulich warm im Magen an.
Mit Wasser verliert sich die gerochene Schärfe ein wenig und wird am Gaumen süßer. Er gewinnt an Volumen und die floralen Anteile kommen mehr zum Tragen. Der Einsatz von Wasser ist auf jeden Fall zu empfehlen.

Unsere Bewertung (nach Schulnoten):

5, 4, 4, 4 = 4,25

Kandidat 2: Finch Classic 2014 5y.

Ein schwäbischer Highland Whisky mit 40Vol%, in Weinfässern gereift und farblich heller Bernstein. Er wurde aus ca. 1/3 Malz und ca. 2/3 Gerste hergestellt.

Finch Classic 5y.
Finch Classic 2014 5y.

In der Nase süß, bestimmen holzige Aromen und eine recht alkoholisch-sprittige Obernote, die durchaus an Klebstoff erinnert, das Geschehen.
Im Mund smooth aber ohne die erwarteten Holzaromen, schmeckt er besser, als der erste Eindruck des Geruchs erwarten ließ.
Im Abgang, der angenehm weich ist, treten die Holznoten wieder in den Vordergrund und er kommt warm im Bauch an.
Mit Wasser wird er süßer und gewinnt an Aroma, was den Einsatz von Wasser sinnvoll erscheinen lässt.

Unsere Bewertung:

3, 3, 3, 3 = 3

Kandidat 3: Brigantia 3y.

Dieser “1.Single Malt vom Bodensee” aus der Destillerie Steinhauser ist von honiggoldener Farbe und hat 43Vol%.

Brigantia 3y.
Brigantia 3y.

In der Nase sehr scharf und sprittig. Dabei ist er sehr getreidelastig und nur wenig fruchtig. Dafür aber mit deutlichen Eichenaromen.
Auch am Gaumen ist er ein wenig scharf und sprittig. Holz und Früchte bilden die Hauptnoten, eine gewisse Süße entwickelt sich.
Der kurze und unspektakuläre Abgang kommt überraschend warm im Magen an.
Mit Wasser wird er unangenehm schnapsig in der Nase, verliert auf der Zunge jegliche Struktur und ist sehr holzig. Der eh kurze Abgang verliert in allen Qualitäten und das warme Ankommen im Magen bleibt ganz aus. Also wenn, dann ohne Wasser und so bewerten wir dann auch nur den Versuch ohne Wasser.

Unsere Bewertung:

4, 4, 4, 4 = 4

Kandidat 4: Finch Destillers Edition 2014 6y.

Dieser schwäbische Highland Whisky hat 42Vol% und reifte sowohl in Chardonnay- als auch Ex-Bourbon-Fässern. Er wurde hauptsächlich aus Gerste mit einem kleinen Anteil Malz hergestellt.
Optisch präsentiert sich dieses Produkt in leuchtendem Gold.

Finch Destillers Edition 5y.
Finch Destillers Edition 2014 5y.

Geruchlich kommt erst mal ein sehr scharfer und schnapsiger Eindruck zum tragen. Dann erschließen sich Karamellaromen und Toffee.
Am Gaumen nehmen wir keine besonderen Merkmale wahr. Es dominieren Süße und Toffee.
Der Abgang ist sehr kurz und anfangs scharf.
Mit Wasser gewinnen die Toffeearomen deutlich, sowohl im Geruch als auch beim Geschmack, der nun auch Rosinen offenbart. Auch der Abgang gewinnt. Der wird runder, süßer und kommt dann auch warm im Bauch an.
Egal ob mit oder ohne Wasser, er bleibt schlussendlich unspektakulär, sollte aber auf jeden Fall mit ein wenig Wasser gepimpt werden.

3, 4, 4, 4 = 3,75

Kandiddat 5: Finch Single Malt 5y. Limited Black Label

Ein schwäbischer Highland Whisky, der 42Vol% hat und von sehr heller Bernsteinfarbe ist. Dieser Whisky wurde unter anderem auch in der Sherry Pipe gelagert.

Finch Limited Black Label 6y.
Finch Single Malt, Limited Black Label 6y.

In der Nase nimmt man eine schöne Süße wahr und Rosinen. Auch hier finden wir eine recht schnapsige, sprittige Note wieder. Es könnte, rein von den Aromen, ein Speyside sein.
Auf der Zunge findet sich die Süße wieder und auch die Rosinen. Letztere lassen sich sogar auf Sultaninen spezifizieren.
Ein mittellanger und schön warmer Abgang der sich angenehm im Magen breit macht, zeichnen ihn aus.
Die Zugabe von Wasser verstärkt die in der Nase empfundene Schärfe, die Aromen verflachen und am Gaumen wird er recht ordinär. Auch der Abgang verflacht und die Aromen verlieren sich fast gänzlich. Auf keinen Fall mit Wasser trinken, war die einhellige Meinung unserer vier Tester.

Unsere Bewertung:

3, 3, 3, 3 = 3

Kandidat 6: Finch Barrel Proof 2014

Dieser Limited Black Label, ein Single Malt, der nach Angabe des Herstellers 8 Jahre alt sein soll, ist ein schwäbischer Highland Whisky mit einer Fassstärke von 54Vol%. Gereift ist dieser Whisky in Bourbon- und Portweinfässern. Die Farbe ist ein reines Bernstein.

Finch BarrelProof 201 Limited Black Label
Finch BarrelProof 201 Limited Black Label

Der Geruchstest offenbart eine kräftige Note, die erfreulicher Weise kaum schnapsig wirkt. Wir denken an Toffee, Traube, rote Früchte und fühlen uns an Bessen Genever erinnert.
Diese Aromen finden sich auch am Gaumen wieder und werden ergänzt durch eine angenehme Tabaknote.
Der Abgang ist kräftig und mittellang.
Mit Wasser wird die leichte Schärfe im Geruch noch mal verstärkt, am Gaumen wird er deutlich flacher um nicht zu sagen wässrig, wobei die Aromen abgeschwächt erhalten bleiben. Der Abgang wird unangenehm scharf und brennt im Rachen. Den Versuch mit Wasser sollte man unterlassen.

Unsere Bewertung:

3, 3, 3, 3 = 3

Einen eindeutigen Sieger können wir nicht ausmachen, da gleich drei Whiskys der Brennerei Fink jeweils mit einer 3 abschnitten.

Kritische Würdigung der Veranstaltung

Unsere vier Tester waren sehr begierig darauf, verschiedene regionale Whiskys unterschiedlicher Brennereien kennen zu lernen, mussten aber ziemlich erstaunt feststellen, dass es sich offensichtlich um eine Verkaufsveranstaltung der Brennerei Fink handelte. Jedenfalls kamen vier der sechs verkosteten Whiskys aus dieser Brennerei und das Tasting wurde vom Eigentümer der Destille, Herrn Fink, durchgeführt.

Brenner Hans Fink
Brenner Hans Gerhard Fink

Das eine Brennerei derartig in den Vordergrund gestellt wird hatten wir, nach der Beschreibung durch Stuttgart Tourismus, nicht erwartet:

Lernen Sie das “flüssige Gold” aus Württemberg kennen. Genießen Sie bei dieser “Tour der Sinne” den Reichtum des “flüssigen Goldes” mit Augen, Nase und Gaumen. Diplomingenieur Hans Gerhard Fink, deutscher Nationensieger sowie Gold- und Silbermedaillengewinner der internationalen Edelbrandmeisterschaft DESTILLATA, kredenzt Ihnen eine große Auswahl an hervorragenden, schwäbischen Whiskeysorten, die selbstverständlich alle von regionalen Destillerien hergestellt wurden. inkl. 6er-Whisky-Tasting, Mineralwasser und schwäbischer Köstlichkeiten.
… Dauer ca. 3,5 h

Leider war es dann so, dass Hr. Fink bevorzugt seine Produkte gnadenlos lobhudelte und sich selber beweihräucherte. Auch die Interaktion  mit den Teilnehmern nahm er nicht an. So wurde z.B. die Frage, wie er denn persönlich zum Einsatz von Wasser stehe mit einem lapidaren “kann man” abgetan. So wurde wieder eine Gelegenheit verpasst, die Teilnehmer in die Veranstaltung einzubinden.

Es gab aber noch weitere Kritikpunkte:

  1. Bei dieser Verkostung wurden die Gläser nicht gewechselt und man war aufgerufen sein Glas zwischendurch mit dem bereit gestellten Wasser auszuspülen.
  2. Pipetten standen nicht zur Verfügung.
  3. Die Whiskys waren allesamt recht kalt. Die Entschuldigung dafür war, dass Hr. Fink erst sehr spät im Hotel angekommen sei.
  4. Nach knapp 2 Stunden hatte Hr. Fink sein Pulver verschossen. Von den angekündigten ca. 3,5 blieb er damit weit entfernt. Was sicher auch daran lag, dass er Monologe hielt und es nicht verstand, sein Publikum einzubeziehen.

Pluspunkte:

Als leckere (aber leider wirklich sehr kleine) Snacks wurden gereicht:

  • Flädlesuppe
  • Linsen und frittierte Saite
  • Leberkäse mit Kartoffelsalat
  • Schmalzbrot
  • Geräucherte Forelle mit Meerrettich
Die in der Davidoff-Lounge servierten Snacks und ein Blick in die Lounge
Die in der Davidoff-Lounge servierten Snacks und ein Blick in die Lounge

Fazit:

Ein Whisky-Kaffeefahrt ohne Heizdecken.

Stuttgart Tourismus hat sich, unserer Auffassung nach, vor den Karren der Brennerei Fink spannen lassen. Der Preis von € 78,– pro Person war, gemessen an Whiskyauswahl, -qualität und -temperatur, den gereichten Snacks, sowie der Leistung des Vortragenden gnadenlos überzogen. Da half auch nicht die exklusive Location in der Davidoff Cigar Lounge des Steigenberger Graf Zeppelin.

2 Gedanken zu „Eine bemerkenswerte Verkostung schwäbischer Whiskys | #whiskySTR

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