Es weihnachtet, auch bei den Jungs. Um sich auf die Weihnachtszeit einzustimmen und das Jahr mit einem Treffen abzuschließen, fand am 05.12. das letzte Treffen des #whiskySBH in diesem Jahr statt.
Zum 6-jährigen Jubiläum, das just an diesem Tag begangen wurde, bot sich der Brennerhof geradezu an als Treffpunkt.
Das Essen war wieder einmal bestens. Brigitte hatte wieder einen köstlichen Wildschweinbraten zubereitet, als Vorspeise hatten wir Salat – grünen oder den sehr empfehlenswerten Schwarz-Rot-Goldenen Wurstsalat (mit Limburger Käse).
Auch die Betreuung und der Service durch Klaus – den wir irgendwann noch zum Whiskyfan machen – war tadellos. Wir kommen an, fühlen uns willkommen und wohl in unserem Gewölbe.
Natürlich gab es auch Whisky, nachfolgend unsere Verkostungsnotizen.
Kandidat #1: Kavalan Single Malt Whisky
Gleich zu Beginn gab es mal wieder einen Exoten. Der Kavalan stammt aus dem fernen Taiwan. Ja, auch dort wird seit einigen Jahren Whisky erzeugt. Dieser Single Malt weist einen Alkoholgehalt von 40Vol.% auf und ist ohne Altersangabe, auf der Whisky-Messe Finest Spirits wurde er mit 4 bis 4,5 Jahren Alter angegeben.
Die Farbe ist – ohne Farbstoff – von dunklem Bernstein und sehr intensiv, wie übrigens bei allen Whiskys aus der Kavalan Destillerie.
In der Nase (wir verwendeten wieder unser speziellen Nosinggläser) zunächst eine dominante Süße, noch recht undifferenziert. Es werden Erinnerungen an Rum-Traube-Nuss wach. Mehr und mehr dringt eine Fruchtigkeit in die Nase, sogar leicht florale Noten. Dennoch aber auch eine leichte Würze und angenehme Schärfe. Mit Wasser erinnert uns dieser Single Malt überraschenderweise an Eierlikör.
Der Kavalan ist wunderbar cremig und läuft geschmeidig über die Zunge. Ein unheimlich reifer Whisky in Anbetracht des jungen Alters, ein Gaumenschmeichler, wie wir befanden. Butterscotch kommt in den Sinn, auch exotische Früchte. Eine leichte Eiche-Note mit einem eher kurzen Abgang, verschwindet hinter dem Gaumen und kommt nicht spürbar im Magen an. Die feine Würze verliert sich mit Wasser, wir empfehlen den Genuss ohne.
Unsere Bewertung (nach Schulnoten):
2, 2, 2, 2 = 2,0
Kandidat #2: Celp
Diese Spezialität darf sich zwar nicht Whisky nennen, wir haben uns dennoch des Celp zur Verkostung angenommen. Denn es handelt sich bei der aktuellen Ausgabe des CELP “The Seaweed Experience” wohl um einen 6-jährigen Bunnahabhain, sicher aber einen Islay Whisky. Dieser wird mit einem Alkoholgehalt von 55Vol.-% in eine Flasche mit Seegras abgefüllt.
Die Farbe ist wie von hellem Stroh mit einem leichten Grünstich, wohl durch das Seegras.
In der Nase dominieren dann Aromen, welche für einen Islay Whisky nicht überraschen. Zunächst Salz und Torfrauch, aber wir nehmen auch Pfeffer, den Duft der See und Anklänge von Muskat wahr.
Scharf, salzig und rauchig – so schmeckt der CELP auch. Der Abgang ist sehr kurz. Hinten raus weichen Schärfe und Rauchigkeit im Gaumen einer angenehmen Süße. Aufgrund des jungen Alters ist keine Eiche im Geschmack zu finden. Mit Wasser treten Toffee oder Butterscotch zum Vorschein. Der CELP bleibt salzig, wird zart und fast ein wenig wässrig. Kommt warm unten an, aber kurzer Abgang.
Die Benotung:
2,2,2,2 = 2,0
Kandidat #3: Longrow Red 11yrs Limited, Peated
Der dritte Kandidat stammt aus der Region Campbeltown. Der Longrow in der limitierten “Red”-Edition lagerte 11 Jahre und kommt mit kräftigen 53,7Vol.% daher. Der Red trägt den Zusatz “Peated”, also rauchig. Zudem reifte in australischen Shiraz Fässern nach.
Dieser Single Malt hat eine wunderschöne und kräftige rot-goldene Farbe.
Beim Nosing halten wir zuerst eine feine Rauchnote fest, gefolgt von floralen Tönen. Auch getrocknete Früchte können wir herausriechen. Der Longrow ist würzig und kitzelt mit einer zarten Pfeffrigkeit und Ingwer-Note in der Nase. Bei der späteren Zugabe von Wasser wird er im Nosing deutlich süßer und verliert ein wenig die spannende Würzigkeit.
Auf der Zunge ist der Longrow recht scharf, ja pfeffrig. Weitere Geschmacksnuancen sind Kastanie, eine alkoholische Note, Tabak und durch die Shiraz-Fässer trockener Rotwein. Eine minimale Süße und überraschend wenig Rauchigkeit stellen wir fest. Im Angang ist er deutlich länger als die anderen Kandidaten.
Unsere Bewertung:
3,3,2,3 = 2,75
Kandidat #4: Bowmore Mashmen’s Selection
Der Bowmore Mashmen’s Selection ist mit seinen 55,7% der dritte Whisky des heutigen Line-Ups, der in Fassstärke abgefüllt wurde. Die Mashmen’s Selection ist eine Hommage an die Männer in den frühen Tagen der Whisky-Herstellung, die die Maische (mash) von Hand umrühren mussten. Eine Altersangabe fehlt bei dieser Abfüllung.
Die Farbe ist leuchtend, dunkles Gold bis bernsteinfarben.
Der Geruch ist sehr erdig und natürlich rauchig. Eine Schärfe dringt in die Nase, dieser Bowmore macht keinen Hehl aus dem Alkoholgehalt und der Fassstärke. Abrundend folgen süße Töne, die an Vanille und Waldhonig erinnern.
Ja, auch beim Tasting macht die Mashmen’s Selection die Fasstärke deutlich. Rauchig, pfeffrig, sehr präsent und mit einem recht langen Abgang. Während er warm im Magen aufschlägt, dominieren auf der Zunge zunächst Vanille und eine feine Honigsüße. Sehr cremig legt sich der Bowmore um die Zunge. Danach folgt eine leichte Holznote und eine ganz leichten Adstringenz. Durch die Zugabe von Wasser wird dieser Single Malt nuancierter, aber auch herber und deutlich holziger.
Unsere Bewertung:
1,2,2,2 = 1,75
5. The Botanist
Bei unseren Tastings nicht unüblich, hatten wir auch dieses Mal wieder eine andere Spirituose zum Abschluss auf Lager. Wir gönnten uns ausser Konkurrenz noch einen The Botanist, einen Gin aus dem Hause Bruichladdich. Geschmacklich stellen wir Kräuter fest, auch Zitrone und natürlich eine deutliche Wachholdernote. Bewertungen gaben wir hierfür keine ab.
Abschlussbewertung
Wir hatten wieder einmal ein wirklich außergewöhnliches Lineup. Vier Whiskys, die sicher nicht in jedem Regal stehen oder in jedem Whiskyladen erhältlich sind.
Einen Geheimtipp aus Taiwan haben wir für uns entdeckt, zudem durften wir eine limitierte und rauchige Sonderedition aus Campbeltown verkosten. Wir haben gelernt, dass was dem Willy die Birne, dem Celp das Seegras ist. Eine durchaus außergewöhnliche, aber empfehlenswerte Nummer.
Der Tagessieger war – für uns wenig überraschend und auch für Gastwirt Klaus der Favorit – der Bowmore in der schwer zu bekommenden Mashmen’s Selection, einer “distillery only release”.