Lineup Whiskymenüabend Oktober 2014

Verkostungsbericht: Whisky-Menü-Abend im Brennerhof | #whiskyMENÜ

Wie hier angekündigt, fand am 03.10.2014, dem Tag der deutschen Einheit, der erste Whisky-Menü-Abend im Brennerhof statt. Die Veranstaltung hatten wir mit den Wirtsleuten Brigitte und Klaus lange vorher geplant. Der Abend war recht schnell ausgebucht, was auf ein gewachsenes Interesse an schottischem Single-Malt Whisky zu einem guten Menü auch in unserer doch recht ländlichen Region hindeutet.

Nachdem alle Gäste an den Platz gebracht und mit Getränken versorgt waren, ging es los. Gastwirt Klaus begrüßte die Anwesenden und führte kurz in den Abend ein. Nachdem auch wir uns kurz vorgestellt und den Ablauf des Abends skizziert hatten, begannen wir mit der ersten Verkostung.

Da teilweise sehr fachkundiges, teilweise aber auch Whisky-unerfahrenes Publikum anwesend war, wurden zunächst Verkostungstechnik und einige allgemeine Fakten zu Whisky, insbesondere dem schottischen, erläutert. Schließlich – Kenner wissen das nur zu gut – schmeckt Whisky gemeinschaftlich und mit allen Sinnen genossen, immer am besten.

Amuse Gueule: Blätterteiggebäck & Bunnahabhain XII

Der erste Whisky, der zum auf den Tischen bereit stehenden Amuse-Gueule, herzhaftem Blätterteiggebäck, serviert und verkostet wurde, war ein absoluter Klassiker, der Bunnahabhain XII. 12 Jahre alt also und mit 46,3Vol% kommt dieser Single Malt von der Insel Islay daher.

Mit seiner leuchtend goldenen Farbe sammelt dieser Whisky erste Punkte.

In der Nase dann aromatisch und würzig mit einer süßen, fast honigartigen Obernote. Spuren von Nuss, Rosine und Torfrauch und eine insgesamt leicht spritige, alkoholische Note verleihen dem Whisky Charakter.

Auf der Zunge dann schön karamellig, nussig, kräftig. Eine leichte, pfeffrige Schärfe macht sich breit, die Eiche ist recht präsent aber nicht zu dominant. Der Bunnahabhain ist recht vollmundig, aber kein Gaumenschmeichler. Der Abgang ist angenehm und mittellang, es bleibt ein angenehmer Geschmack auf der Zunge zurück.

Bewertung nach Schulnoten: 3,05 (Häufung bei 3).

Vorspeise: Schottische Wachteleier & BenRiach Curiositas

Bei der Vorspeise war der Ablauf dann, wie bei den folgenden Gängen später auch, wie folgt: Zuerst wurde der Whisky serviert und Abfüllung und Destille vorgestellt. Danach wurde gemeinsam gearbeitet. Alle konnten ihre individuellen Wahrnehmungen hinsichtlich Optik, Geruch und Geschmack in die Runde werfen, es wurde ein wenig diskutiert und gefachsimpelt. Nach den ersten Eindrücken wurde dann der jeweilige Gang serviert.

Als Vorspeise wurden schottische Wachteleier auf Lauchgemüse aufgetragen, wozu wir einen rauchigen Speyside-Whisky, den BenRiach Curiositas 10 Jahre, ausgesucht hatten. Das cremige und überaus leckere Lauchgemüse und die Wachteleier (die als Innenleben von Hackbällchen zubereitet und serviert wurden) harmonierten prächtig mit dem kräftigen, leicht süßen Whisky.

Der Single Malt aus der Region Speyside hat 46Vol% Alkohol und erinnert farblich an Stroh.

Beim Nosing stellte die Runde eine prägnante Rauchigkeit fest. Für Speyside Whiskys zwar unüblich, aber dieser BenRiach trägt den Zusatz “Peated Malt”, also der Hinweis auf Torfrauch. Zur leicht medizinischen, phenoligen Rauchigkeit gesellen sich Sherry-Aromen, blumige Düfte und eine malzige Süße. Manchen erinnerte der BenRiach an Beeren und auch der Geruch von Leder wurde herausgeschmeckt.

Im Mund dann zunächst etwas scharf, bevor er mit einer feinen Würze und angenehmer Süße die Zunge bedeckt. Ein Teilnehmer prägte den Begriff “Torfbonbon”, was die interessante Kombination aus Süße und Rauchigkeit gut beschreibt. Mit jedem Schlückchen wir dieser Whisky etwas weicher und gefälliger.

Der Abgang ist eher unspektakulär und kurz. Auch die Zugabe von Wasser eröffnet keine neuen Geschmacksnuancen.

Bewertung nach Schulnoten: 2,82 (Häufungen bei 2 und 4)

Zwischengang: Lachstatar & Ardbeg Auriverdes

Weiter ging es mit einem geschmacklichen Feuerwerk. Der Zwischengang bestand aus Lachstatar mit Limettensauce und Lachskaviar sowie einem Ardbeg Auriverdes (2014). Brigitte hat sich hierbei selbst übertroffen und ein überaus gewaltiges und herrlich schmeckendes Gericht gezaubert. Dazu passte der Auriverdes hervorragend mit seiner rauchig-süßen Note und dem leichten Zitronenaroma.

Der Auriverdes ist eine Sonderabfüllung von Ardbeg aus dem Jahr 2014 und ein Hinweis an die brasilianische Fußball-Nationalmannschaft, die auch AuriVerdes genannt wird. Mit satten 49,9% und wunderbar goldener Farbe kommt der Ardbeg in die Gläser.

Ein betörender Geruch erreicht unsere Nasen, dominiert von der starken Rauchigkeit. In der Gruppe entdecken wir Speck, Schinken, Kaminrauch und als Gegenpol deutlich wahrnehmbare Vanille. Auch Lachs und eine Spur Zitrone nehmen wir wahr.

Geschmacklich präsentiert sich der Auriverdes dann sehr ausbalanciert, eine absolut stimmige Komposition. Geruch und Geschmack passen haargenau zueinander, auch auf der Zunge spielen vanillige Süße und würzig, speckiger Rauch miteinander Katz und Maus. Auch eine leichte Cremigkeit sowie Salz können wir dem Ardbeg attestieren.

Im Abgang dann eine schöne Wärme, eher mild und zart, hinterlässt er eine schöne Süße im Mund. Wir fanden den Whisky prima zum tollen Lachstatar, nicht wenige Teilnehmer sahen das ähnlich und gaben dem Ardbeg die Note 1.

Bewertung: 2,41 (Häufungen bei 2 und 3)

Hauptgang: Lammkotelett & Aberlour A’Bunadh

Als Hauptgang genossen wir Lammkotelett auf Selleriepüree und Rotweinschalotten. Die Koteletts waren perfekt auf den Punkt gebraten, die Rotweinschalotten schön sämig. Das dazu servierte cremig schmelzende Kartoffel-Sellerie-Püree war die ideale Ergänzung. Zu diesem Gang hatten wir uns für einen leicht süßen Whisky in Fassstärke, den Aberlour A’Bunadh, entschieden. Mit seinen über 60Vol%. Alkoholgehalt wusste dieser Speyside Single Malt neben dem saftigen Lamm und den würzigen Rotweinschalotten Akzente zu setzen, ohne dabei übertrieben stark zu sein und sich in den Vordergrund zu drängen.

Der Whisky ist von kräfitger, leuchtender Bernsteinfarbe.

Beim Nosing kommen einem zunächst dunkle Schokolade und Toffee in den Sinn. Aber auch Sherry, Zimt, Waldhonig sowie reife, dunkle Frucht, auch Mandel, Kirsche und der Duft von Kiefern sind wahrnehmbar. Ein wunderbar komplexer Whisky, der in der Nase viele verschiedene Assoziationen hervorruft.

Die Komplexität setzt sich fort, wenn man die Zunge mit dem hochprozentigen Whisky befeuchtet. Ein ganz kurzes Brennen, welches aber schnell verfliegt und beim zweiten Schluck nicht mehr wahrnehmbar ist. Dann unheimlich vollmundig, cremig bis ölig, samtweich und süß auf der Zunge, wärmend im Rachen und beim Abgang bis hinunter in den Magen. Zurück bleibt eine deutliche Eichenote. Mit Wasser wird der Aberlour A’Bundadh in Nase und Mund nochmal vielschichtiger, insbesondere Schokolade und Toffee kommen deutlicher hervor.

Bewertung im Durchschnitt: 2,68 (Häufungen bei 2 und 3)

Dessert: Shortbread-Trifle & Glenmorangie Lasanta

Das Dessert war im wahrsten Wortsinn gehaltvoll – nicht nur, was die Kalorien angeht. Es steckte nämlich auch jede Menge Alkohol drin, eine ganze Flasche des dazu gereichten Glenmorangie Lasanta (5.2014). Aber der Whisky mit seinem runden Geschmack und der sanften Textur passte wunderbar zu den aromatischen Früchten auf dem aufgeweichten Shortbread, so dass sich daran niemand störte, im Gegenteil.

Andächtig schleckten die Teilnehmer die Komposition aus Obst, Shortbread, Creme und Whisky. Wie aus einem Guss wirkten Essen und Getränk.

Der Lasanta in der 2014er Variante hat 43Vol% Alkohol und ist von rötlich-golden schimmernder Farbe.

Eine schön sanfte, aber keineswegs schwache Fruchtnote macht sich in der Nase breit. Traube, Sultanine, Beeren – süßer Lebkuchen oder wie schon manchmal erwähnt kommen Erinnerungen an Schokoladensorte Rum-Traube-Nuss.

Das Tasting setzt diese Eindrücke fort. Süßlich, fruchtig, Gewürze (Kardamom?, Nelke, Lebkuchen) kommt der Lasanta daher. Sehr ausgewogen, zart und filigran. Dennoch hinterlässt er eine deutliche Eichenote und weist einen mittellangen Abgang auf.

Die Kombination aus Desert und dem wunderbar als Desert-Whisky geeigneten Glenmorangie Lasanta traf voll ins Schwarze und heimste Bestnoten ein.

Bewertung: 1,86 (Häufungen bei 1 und 2)

Schmankerl: Clement Rhum Agricole Martinique VSOP

So haben wir das gelernt bei den Whisky-Verkostungen bei Tabak Werner: Nach dem Whisky kommt immer noch ein kleines Schmankerl, eine Überraschung. Nicht, weil das Essen oder die Whiskys noch eines Sahnehäubchens bedurft hätten. Einfach um aufzuzeigen, dass es auch noch andere spannende Spirituosen gibt, die es wert sind, verkostet zu werden. Wir hatten uns für einen Rum entschieden, nach dessen Genuss die heitere Runde sich langsam auflöste.

Wir spendierten einen Clément Rhum Agricole VSOP von der französischen Antillen-Insel Martinique. Es handelt sich um einen Rum aus Zuckerrohr, der in einem aufwändigen handwerklichen Verfahren hergestellt wird.

Durch die Reifung in Eichenfässern und die Herstellung aus direkt gepresstem Zuckerrohr ist dieser Rum nicht übertrieben süß und angenehm würzig. Den Alkoholgehalt von 40% nimmt man kaum wahr. Ein leicht eichiger Nachgeschmack und ein für einen Rum eher langer Abgang machen diesen Clément für Kenner zum Genuss und für Neulinge in Sachen Rum eröffnet sich eine neue Welt, fernab von Bacardi und Captain Morgan. Ein interessanter und leckerer Abschluss dieses absolut hochwertigen Menüs.

Danke!

Wir können uns an dieser Stelle nur bedanken. Beim wirklich tollen Publikum. Es hat Spaß gemacht, vor den wissbegierigen Whisky-Liebhabern ein wenig zu erzählen, die Whiskys gemeinsam zu verkosten und dazu hervorragendes Essen zu genießen. Und natürlich bedanken wir uns auch bei Brigitte und Klaus, weil sie uns das Vertrauen geschenkt haben und mit uns diese Veranstaltung geplant, organisiert und durchgezogen haben.

Was heute schon feststeht ist, dass wir dieses Whiskymenü im Frühjahr 2015 fast identisch wiederholen werden. Grund dafür sind die vielen Anmeldungen auf der Warteliste, die leider nicht an diesem schönen Abend teilnehmen konnten. Weitere Informationen teilen wir Anfang des neuen Jahres mit.